Me, Myself And I

Essen, Baldeneysee 24.12.2024 19:12

Statt unterm Weihnachtsbaum zu hocken, kann man auch bei Nieselregen durch die Nacht rennen ;-)
Ich wollte mal ein zweifarbiges Backlight mit Farbverlauf machen, und das dann noch mit einer Rotation kombinieren. Also bin ich mit kleinem Besteck zu einem Tunnel hier umme Ecke losgezogen, um ein paar Test zu machen.
Soweit bin ich mit dem Ergebnis schon einmal zufrieden. Ein wenig Optimierung ist aber noch möglich. Der mittlere Bereich des Farbverlauf, wo sich die Komplementär Farben treffen, sollte eigentlich weiß werden. Der Effekt geht leider noch ein wenig unter.

Die Brennweite und Belichtungszeit des Bildes stimmen nicht ganz.
Die Brennweite ist 24 mm außen und 35 mm innen.
Die Belichtungszeit ist wirklich nur netto. Wenn ich dieses Bild mit Helfern in einer einzigen Belichtung hätte machen können, dann wäre sie zwischen 10 und 15 Minuten.
Idee und Performance: Stefan Holtbecker
Assistent: Stefan Holtbecker
Model: Stefan Holtbecker
35 mm  -  f/8
1m 12s

Making-of

Wenn man alles alleine machen muss

Normalerweise würde ich so ein Bild mit drei Personen machen. Jeweils eine Person für Kamera, Licht und Model.
Die ganze Aktion alleine zu machen, war schon eine gewisse Herausforderung, weil man nur schlecht an drei Orten gleichzeitig sein kann. Es waren also ein paar technische Tricks nötig, wie eine Mehrfachbelichtung und ein Funk Fernauslöser für die Kamera.
Das Bild ist dann aus sechs Einzelbelichtungen entstanden, die in der Kamera zusammengerechnet wurden. Der Prozess war also, Kamera ausrichten, zum Licht laufen und einrichten, zur Model Position laufen und dann die Kamera auslösen. Da kommen bei so einem Bild schon ein paar Meter zusammen, die man durch die Dunkelheit rennt. Rennen, weil man ja nur ungerne so lange sein Equipment in der Ferne alleine zurücklässt ;-)
Meine Angst war da auch, dass plötzlich doch noch ein Mountainbiker im Dunkeln über den Waldweg pflastert und mir dann meine Stative ummäht.
Glücklicherweise waren an so einem Tag doch eher wenig Menschen draußen unterwegs.

Netter kleiner Tunnel

Ich bin immer auf der Suche nach diesen alten gemauerten Tunneln. Die sind perfekt für Aufnahmen mit Backlight, weil dann die Strukturen innerhalb gut zur Geltung kommen.
Was mich hier allerdings störte, war das ganze Gestrüpp, das an beiden Eingängen bis auf Augenhöhe runterhing. Bei Licht im Tunnel, hätte ich dann immer störende Schatten im Bild. Diese ganzen Brombeer- und Efeu Äste müssten also weg.

Freie Sicht

Es war jetzt nicht zu erkennen, dass die Deutsche Bahn ihren Tunnel hier irgendwann einmal wieder freischneidet. Also musste ich selber ran.
Einen Tag vorher bin ich also mit einer 4 Meter langen Astschere zu dem Tunnel, um die Eingänge freizuschneiden. Was man nicht alles anstellt, um ein vernünftiges Bild zu bekommen.
Bei der Vorderseite hat das dann leider doch nicht ganz geklappt, weil die nochmal einen halben Meter höher war. Mir gefiel die Rückseite dann ein wenig besser, weil die Dimensionen dadurch harmonischer waren.
Ein wenig blöd angeschaut wird man von Anderen dann aber schon, wenn man da an den Ästen rumschnippselt.

Iron Man

Damit ich dieses zweifarbige Backlight hinbekomme und der Schatten dabei aber nicht unscharf wird, musste zuvor noch eine technische Lösung her.
Die Lampe ist auf einen Stativkopf befestigt damit ich sie horizontal verschwenken kann. Das Verschwenken muss aber genau in der Ebene der Lichtquelle passieren, damit der Schatten dabei nicht wandert. Also hab ich mir sowas wie einen Nodalpunkt Adapter für die Funzel gebastelt, der genau das sicherstellt.
Der erste Versuch hat gezeigt, dass man doch ein wenig mehr Zeit in die richtige Ausrichtung der Kamera investieren sollte. Das ist ja alles mal so richtig schön schief.
Außerdem ist es eine blöde Idee, den Funk Fernauslöser in die Hosentasche zu stecken, während man zwischen den einzelnen Positionen hin und her rennt. Dann löste der schon mal die Kamera aus, wenn er es eigentlich nicht soll und man wird dadurch zum Iron Man :-)
Aber vom Prinzip hatte die Aufnahme mir gezeigt, dass die Idee funktioniert.
Also nächster Versuch.

Farbvariante

Nachdem ich eine zufriedenstellende Aufnahme im Kasten hatte, hab ich nochmal eine andere Farbvariante ausprobiert. Schlussendlich gefiel mir die erste Variante aber besser.

Das Fußballspiel der Tiere

Witten, Schloss Steinhausen 04.10.2024 21:37

Den Titel dürften nur Boomer verstehen.
Da gab es 1971 einen kleinen Zeichentrickfilm von Disney, in dem Wildtiere zu einem Fußballspiel gegeneinander antreten.
Mein Vater und ich haben uns damals kringelig gelacht :-)
Idee und Performance: Stefan Holtbecker
Assistent: Manuel Köster (SimpleLight Art) 
24 mm  -  f/4.5
4m 27s

Making-of

Wie man einen Stier durch ein Nashorn ersetzt

Bei diesem Bild war mal wieder Improvisation angesagt.
Manuel hatte zu einem Lightpainting Event bei Shona-Art in Witten eingeladen, wo zahlreiche aus Schrott gefertigte Tier Skulpturen ausgestellt sind. Um sich vorher einen Eindruck zu verschaffen, hatte er ein paar Bilder bereitgestellt. Die lebensgroßen Skulpturen sahen schon beeindruckend aus.
Unter Anderem waren da zwei Stiere, die sich gegenüberstanden. Dazu hatte ich dann spontan eine Bildidee, wo ich einen Bezug zu etwas herstellen kann.
Soweit die Theorie ;-)

Grundlage meiner Planung

Das war eines, der von Manuel bereitgestellten Bilder.
Die beiden gegenüberstehenden Stiere in Angriffsposition, brachten mich auf die Idee, sie um einen Ball kämpfen zu lassen. So in der Art, wie ich es aus diesem alten Trickfilm kannte.
Ich wollte also einen Orb zwischen die beiden setzen, von welchen die beiden dann auch beleuchtet werden. Die Umsetzung wäre somit relativ einfach gewesen und ich hätte noch die Möglichkeit für eine weitere spontane Idee gehabt.

Die Realität ist leider anders

Vor Ort stellte sich dann aber heraus, dass einer der beiden Stiere inzwischen verkauft und abtransportiert worden war.
Irgendwas is ja immer.
Es musste also spontan eine vernünftige andere Idee her, oder ich musste die bestehende Idee irgendwie modifizieren.
Ich habe mir die ganzen anderen Tier Skulpturen angesehen, die alle wirklich reizvoll gewesen wären. Allerdings standen sie alle recht nahe beieinander, sodass ich sie bei den Lichtverhältnissen nicht freigestellt bekommen hätte.
Das war nämlich das nächste Problem: In unserem Rücken standen Straßenlaternen, die natürlich für eine gewisse Menge Restlicht gesorgt haben. Das schränkt mich mit meiner klassischen Langzeitbelichtung halt gewaltig ein.

Der Ersatzspieler

Ein paar Meter von Stier entfernt stand dann noch ein beeindruckendes Nashorn, welches glücklicherweise auch in der richtigen Richtung aufgestellt war. Somit war ich mit meiner ursprünglichen Idee wieder im Spiel.
Rechts neben dem Nashorn steht in der Nähe noch ein Warzenschwein, weshalb ich an der Stelle nicht den geplanten Orb drehen könnte.

Perspektive, erster Versuch

Mein Plan war es jetzt also, den Stier und den Orb aufzunehmen und später dann das Nashorn in das Bild belichten.
Dazu musste ich an der Stelle wo der Stier stand eine Perspektive finden, die noch genügend Platz für das Nashorn bietet.
Dummerweise war nach links nicht wirklich sehr viel Platz. Da stand noch ein kleiner Busch. Normalerweise ist sowas an dunklen Umgebungen kein Problem. Man sieht zu, dass der Busch kein Licht abbekommt und dann ist er auch nicht zu sehen. Aber bei der langen Belichtung für den Orb, bekam er durch das Streulicht der Laternen so viel Licht ab, dass er sich nicht ausblenden ließ.

So könnte es passen

Ich musste den Bildaufbau als ein wenig enger gestalten.
Also den Orb näher an den Stier gesetzt und diesen dann anschließend noch ein wenig mit der Taschenlampe beleuchtet. Bei der Beleuchtung des Stier habe ich natürlich das Licht so gesetzt, dass es aussieht, als wenn er durch den Orb beleuchtet wird.
Auf diesem Bild zeigt sich dann auch, wieviel störendes Licht durch die Laternen auf die Szenerie geworfen wurde. Der Vordergrund ist schon extrem hell.
Diese Perspektive würde aber passen. Der Platz links neben dem Orb reicht für das Nashorn und es sind keine stark störenden Elemente im Bild
Dass man bei diese Form der Kunst immer wieder auf neue Probleme stößt, zeigt der helle Schleier rechts neben dem Stier. Wir haben zu dritt versucht herauszubekommen, woher der stammt. Nach zahlreichen Testaufnahmen war klar, dass er von einer kleinen Unterlegscheibe stammt, die ich für meine Verschlussklappe in die Streulichtblende geklebt hatte. Damit hatte ich noch nie Probleme, aber anscheinend kam diesmal bei der Beleuchtung des Stier das Licht aus einem ungünstigen Winkel, welches dann auf das Objektiv reflektiert wurde.

Doppelbelichtung

Da ich diesmal nur mit einem Stativ unterwegs war, musste ich das Nashorn mit einer Doppelbelichtung in das Bild bringen, was dann auch direkt beim ersten Versuch geklappt hat.
An der Stelle war eine Funktion meiner Kamera sehr hilfreich, bei der ich im Live View das Grundbild und das aktuelle Bild kombiniert sehen kann. So gelang die richtige Positionierung sehr schnell.
Einmal mit der Taschenlampe Licht auf das Nashorn und den Baum, fertig.
Später am Rechner fielen dann doch noch ein paar Probleme auf, die auf dem kleinen Display der Kamera nicht zu erkennen waren. Die Belichtungszeit des Nashorn hat ausgereicht, dass ich einen zweiten Horizont im Bild hatte, und der Schatten des Warzenschwein zu sehen war. Deshalb musste ich den Himmel etwas abdunkeln.
Aber mit der Art der Bildentwicklung kann ich leben.